Archive for Mai, 2012

Yosemite

Schon John Muir faszinierte um 1870 die wunderschöne Landschaft des Yosemite Valley, heute ist es das Eldorado für Kletter. Seine Granitwände laden zu langen und traumhaft schönen Kletterpartien entlang endlos erscheinender Risse und Verschneidungen ein.

So konnte ich es mir nicht nehmen lassen als Paris und ich an der Idee spannen einen kurzen Urlaub im Nachbarland zu machen, dieses auch wirklich umzusetzen. Endlich hatte ich einen Kletterpartner gefunden, der ebenso wie ich daran interessiert war den Halfdome und die um ihn herum gelegenen Felsen kennen zu lernen.

In Kalifornien angekommen stellte ich fest, dass es gar nicht so einfach für mich ist zwischen Spanisch und Englisch hin und her zu schalten. Besonders schwer fiel es mir als mich in einem Diner die Kellnerin auf Spanisch ansprach. Ich war der festen Überzeugung, dass sie als „Gringa“ mit mir Englisch sprechen müsste. Verkrampft suchte ich Übereinstimmungen zwischen dem von ihr vokalisierten Satz und dem in meinem Gehirn unter englisch abgespeicherten Repertoire an Worten. Bis ich verzweifelt Paris anguckte. Dieser wiederholte netterweise was mich die Dame gefragt hatte. Jetzt suchte ich in der Schublade Spanisch, verstand – und bestellte mir ein Dr. Pepper.

Im Park angekommen trafen wir dann am Eingang auch auf „Gringos“, die Englisch sprachen und uns freundlich erklärten das es leider keinen freien Campingplatz mehr gäbe. Schade aber kein Grund zur Verzweiflung, kein Campingplatz heißt nämlich nicht das es keine Möglichkeit gibt zu campen, sondern nur, dass es keinen Platz mehr gibt wo man US-Amerikaner-freundlich sein Zelt direkt neben dem Auto aufstellen kann. Nach einigem hin und her hatten wir eine Erlaubnis am Fuße des Halfdomes zu Zelten und mit dieser Erlaubnis durften wir am nächsten Tag sogar noch auf einem der Zivilisation nahen Campingplatzes übernachten. Perfekt, besser hätte es für uns nicht kommen können, denn den der Halfdome war unseres primäres Ziel. Zum Zeltplatz stand uns eine Wanderung von ca. 3h bevor. Es war schon später Nachmittag, es wäre also sinnvoll gewesen direkt los zu laufen um noch im hellen anzukommen und ausgeruht am nächsten Tag den „Snake Dike“ zum Gipfel des Halfdomes anzutreten.

Doch so einfach ist es nicht wenn man als Kletterer im Yosemite ist, man kann nicht einfach an wunderschönen Felsen vorbei fahren und sagen, morgen kommen wir ja zum klettern.

So blieben wir an „Church Bowl“ hängen und freundeten uns mit dem so mythenumwobenen Granit an. In der zweiten Rute passierte es dann, Paris schlug, in der ersten Seillänge, das Seil ins Gesicht und er verlor eine Kontaktlinse.

Lieber hätte ich eine Nadel in einem Heuhaufen gesucht als eine Kontaktlinse in im Laub am Fuße der Rute. Nach ausgiebiger suche gaben wir auf. Paris sollte die nächsten Tage mit Augenbinde klettern müssen um wenigstens mit einem Auge gut zu sehen.

Gegen 10:00 brachen wir dann endlich zu unserer Nachtwanderung Richtung Campingplatz auf. Zum Glück waren wir schnell und kamen schon nach guten 2 h dort an.

Nicht zu Unrecht wird der Halfdome als das Spirituelle Zentrum des Parks bezeichnet, der Snake Dike ist eines der komplettesten Klettererlebnisse die ich erlebt habe. Der lange zustieg, gefolgt von 8 Seillängen psychologisch teils sehr anspruchsvoller Kletterei, und einem ebenso langen wie schönen Abstieg entlang mehrerer Wasserfälle lassen einen euphorisch, verzaubert, gelassen und vor allem Hungrig zurückehren.

Es folgten 2 wunderschöne Klettertage in denen wir viele weitere Klassiker des Parkes kletterten. In der Misteriösen Ruhe die der Park ausstrahlt kletterten wir after Six, after Seven, Nutcracker, Bishops Tarace und The Grack. Dabei war keine Rute wie die andere und jede überaschte uns mit ihren ganz speziellen eigenem Scharm. Alle gemein hatten sie jedoch das wir immer mit einem Lächeln im Gesicht aus der Rute stiegen.

Fast ein wenig traurig machten wir uns auf den Weg um vom Yosemite ins schöne Mexiko zurück zu kehren.

Letztes Wochenende besuchte ich dann erneut „ El escalon“- auch Mexiko bietet schöne Riss-Kletterei und hier bin ich mir auch sicher in welcher Sprache mich die Kellner ansprechen.

29

05 2012

Großer Stein

Die Peña de Bernal ist nicht nur der dritthöchste Monolit der Welt, sondern auch direkt nach dem Ayers Rock der zweitschwerste Stein den man auf diesem Planeten finden kann. In der nähe von Queretero direkt beim kleinen Dorf Bernal erhebt sich der Berg aus Lavagestein 288 m über die Ebene.

Das kleine Dorf am Fuße des großen Berges lebte früher hauptsächlich vom Bergbau. Heute verdienen seine Einwohner ihr Geld mit dem großen Stein. Hunderte Touristen besuchen das Dorf um die peña zu sehen und den Mythen umwogenden Sagen des Dorfes zu lauschen.

So auch wir, doch wollten wir uns nicht damit zufrieden geben den Berg nur zu sehen, nein wir wollten ihn besteigen. Acht seillängen schönster Genusskletterei warteten auf uns im aufgehenden Sonnenschein. Früh morgens standen wir am Einstieg von Bernalina, der einfachsten Sortkletterrute die zum Gipfel führt. Zügig durchkletterten wir die ersten 3 Längen bis wir an die in unserer Karte eingezeichnete Travese gelangten. Hier sollte man laut unseren Plänen aus dem Internet über ein Band laufen um zum Einstieg der nächsten Rute zu kommen, die einen die letzten beiden Seillängen zum Gipfel führte. Allerdings verunsicherte mich das Gelände. Es glich entweder einem Urwald oder einem Sandkasten der langsam über die Kante abzurutschen drohte. Sichern war kaum möglich auf 50 Meter seil kamen vielleicht 3 Punkte an denen man sichern konnte. Schon kurz davor aufzugeben und umzudrehen, sah ich endlich den ersten Borhaken des Weges zum Gipfel. So kämpfte ich mich die letzten 15 m durch dichtes Gestrüpp zu ihm durch und erreichte so nach 2 weiteren seillängen zusammen mit Paris das Gipfelkreuz. Später sollten wir erfahren, dass es mittlerweile eine direkte Rute gibt, mit der man den Quergang umgehen kann. Den weg den wir genommen haben hat schon seit einiger Zeit keiner mehr geklettert, was auch das ganze Gestrüpp erklärte.

Wir bekamen nicht genug und so standen wir gerade wieder auf festem Boden, da planten wir schon die nächste Besteigung. Mit Viri, die uns begleitete, stiegen wir über einen Klettersteig an in den Fels eingeschlagenen Metallsprossen erneut zum Gipfel.

Wie ein kleines Kind auf einem Karussell waren wir nicht vom Berg weg zu bewegen. Und so sollte es auch noch eine dritte Besteigung geben. Mit Tacos und einer großen Cola gestärkt machten wir uns das letzte Mal für diesen Tag auf, den großen Stein zu bezwingen. Dieses Mal über eine etwas schwierigere Rute.

In der 3. Seillänge kam es dann zum Unfall. Schon im Vorstieg sah ich die Gefahr lauern, als ich wenige Meter über mir das Nest einiger Vespen sah. Ich umkletterte die Gefahrenstelle großräumig und versuchte das Seil so weit wie es ging vom Nest fern zu halten. Paris setzte im Nachstieg gerade zur traverse an um sich vom Nest zu entfernen, als er von einem bösartigen Flügelinsekt direkt oberhalb des Auges gestochen wurde. Wenige Meter unter mir kletterte er nun halb blind mit tränendem Auge Richtung Stand. Dort angekommen inspizierte ich sein  geschwollenes Auge. Doch Abseilen kam für Paris nicht in Frage. So kletterten wir weiter und dieses mal fanden wir sogar eine direkte Rute zum Gipfel in der wir uns nicht durchs Unterholz kämpfen mussten. Euphorisch seilten wir ab und freuten uns über einen guten Klettertag, Paris Auge tat ihm zwar noch weh, war aber schon längst als gute Lagerfeuergeschichte abgetan.

08

05 2012