Archive for Juli, 2012

Regenzeit, Sonne, Meer

Ein Wochenende in Sayulita

Vor 20 Jahren war das kleine Fischerdorf Sayulita noch als absoluter Geheimtipp verschrieben und kaum ein Tourist erreichte den schönen weißen Sandstrand in der Pazifikbucht. So ist es heute leider nicht mehr, schon längst haben die US-Amerikaner Einzug gehalten und verbringen ihre Ferien in dem schönen kleinen Dorf. Einen leichten Hippy-touch hat es sich jedoch gehalten und so vermischen sich Surfer mit Gringo-Rentnern. Zugegebenermaßen eine sonderbare Mischung. Aber was spricht denn dagegen das sich die einen darüber freuen im Golfcar durch die Straßen zu fahren um sich im Kaffee einen Wein zu genehmigend, während die anderen auf steilen wellen dem Strand entgegen surfen um dort einen Joint zu rauchen.

Eigentlich hatten wir geplant im Hostal zu schlafen, jedoch entschieden wir uns kurzerhand um als wir an einem Schild vorbei kamen das zu unwesentlich höheren Preisen  Bungalows anbot. Hinter diesem Schild führte eine Treppe zu einer schön angelegten Anlage mit Pool und 4 Bungalows hoch. Nach einem kurzen Anruf und wenigen Verhandlungen wurde uns der Bungalow sogar zu demselben Preis wie das Hostal vermietet. Außerdem stellte sich heraus, dass wir die einzigen Mieter waren und die gesamte Anlage für uns hatten. Nur einen Nachteil hatte unsere Unterkunft – wir hatten nur 2 tage um sie zu genießen, außerdem hatte sie ein wenig etwas von einer Filmkulisse, mit dem Perfekt angelegten Garten und dem Blauen Pool.

Am Strand suchten wir uns einen der vielen Stände an denen zumeist Aussteiger sitzen, die sich irgendwann dazu entschieden haben ihr Leben mit surfen zu verbringen, aus. Nach einigen kurzen Verhandlungen und einer schnellen Einweisung mit einigen Trockenübungen begaben wir uns dann mit einem jungen braun gebrannten sehr Fashion gekleideten Mexikaner mit verspiegelter Sonnenbrille ins Wasser. Jeder von uns mit Badehose bzw. Bikini und einem Surfbrett bekleidet. Auf dem Surfbrett liegend den Jungen mit der verspiegelten Brille neben mir wartete ich auf eine Welle –wir hätten uns früher erkundigen sollen wann denn die Saison für wellen ist- dann kam endlich eine klein welle. Mir wurde zugerufen „paddeln!“ und ich paddelte was das Zeug hielt, ein kleiner Schubs beförderte mich in die Welle. Und dann hörte ich: „Steh auf!!!“ ich stand wie es mir am Strand gezeigt wurde auf.- doch jetzt war ich vollkommen mit der Situation überfordert- ich stand auf dem Brett und die Welle trieb mich Richtung Strand. Ich hatte vorher in Gedanken die Situation mehrfach durchgespielt, jedoch endete sie immer im Wasser und nie auf dem Brett. Am Strand angekommen sprang ich vom Brett ins seichte Wasser und guckte Richtung mehr von wo unter der Sonnenbrille ein breites Grinsen hervorguckte  und mir den Daumen entgegenstreckte. Zugegebenermaßen war es wenn man alleine entscheiden muss welche welle man nimmt und wo man aufsteht ein wenig schwieriger, aber ich stand noch einige Male auf dem Brett.

Wir schaften es noch zurück nach Guadalajara, auch wenn ich zugeben muss, dass ich den ein oder anderen Gedanken daran verlor, ob es nicht vielleicht doch ein schönes Leben ist mir verspiegelter Sonnenbrille hinter einem Surfstand zu sitzen und Neulingen Surfen beizubringen. Das Brennen auf meinen Schultern und in meinem Gesicht holte mich dann jedoch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück – zunächst muss der Sonnenbrand auskuriert  und eine Masterarbeit geschrieben werden, dann werde ich Surfer – Vielleicht-

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07 2012