Talpa

Unter Talpa findet man in Wikipedia.de einen Niederländischen Fernsehsender, einen europäischen Maulwurf, eine Stadt in Texas sowie mehrere Dörfer in Rumänien. Von Talpa de Alliende spricht hier jedoch keiner, dabei finde ich könnte man auch im Internet diesem Dorf ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken, immerhin steht hier die „Virgen del Rosario“ in ihrer Kleinen aber prunkvollen Kirche. Das tut sie das ganze Jahr über aber vor allem im März und in der Osterwoche bekommt sie eine Menge Besuch. 3 Mio. Pilgerer kommen in dieser Zeit nach Talpa um die Jungfrau zu sehen. Sie kommen zu Fuß, mit und ohne Schuhe, zu Pferd, auf Eseln… Nur sehr wenige kommen wie wir auf ihrem Fahrrad und noch weniger nutzen dazu den Jahrhunderte alten Pilgerweg, obwohl es eine sehr schöne Tour ist. Viele Anstiege sind sehr steil und Steinig und teilweise nur schiebend, teilweise nur tragend zu bewältigen. So dass es eine faire Tour wurde in der ich die Hälfte der Zeit auf meinem Rad verbrachte und die andere Hälfte der Zeit mein Rad auf mir. Die Steinigen und teils sehr langen Anstiege werden aber durch schöne Abfahrten belohnt, während derer man allerdings sehr auf Pilgerer auf 4 und auch auf 2 Beinen aufpassen muss.

Der Hauptanteil der Pilgerer ist auf eigenen Füßen unterwegs, mit ihren typischen Wanderstöcken bestreiten sie die Pässe. Der Ausdruck in ihren Gesichtern verschiebt sich dabei mit jedem Meter den man dem Berggrat näher kommt von fröhlich entspannt bis grimmig leidend. Und spätestens an einem der vielen Stände die am Weg platziert sind nehmen sie die Speisen und Getränke die der Herr ihnen geschenkt, bzw. ein netter Herr ihnen mit einem freundlichen grinsen verkauft hat, dankend an. Dieser weiß ja, dass er nach Feierabend den Heimweg auf seinem Pferd antreten wird.

Die zweitgrößte Gruppierung von Pilgerern sind jene, die in vollständigem Westernoutfit, inklusive Sporen, Lasso, Hut, Karohemd und allem was dazu gehört, auf ihrem Pferd über die Berge reiten. Diese wirken meist über den gesamten weg gelassen und entspannt, was an dem Tequilaflaschen liegen kann die sie am Sattel befestigt haben und die sich im Verlaufe des Weges immer weiter leeren. Viele der Pferde haben Stereo. Aus den Im Westerndesigne in Leder gekleideten Boxen dröhnt zumeist „Musica Nortena“. So dass die Gruppen, die zumeist nur aus Männern bestehen, eher wie eine aus dem Salon aufs Pferd verlegte festgemeinschaft wirken, als wie andächtige Pilgerer.

In Talpa angekommen kam ich mir ehrlich gesagt ein wenig verarscht vor. Da radelt man 120 km durch sengende Hitze, über Staubende Wege um schließlich an einer kleinen, aber prunkvollen Kirche anzukommen, in der hinter dem Altar eine ca. 50 cm große Puppe in goldverzierten Gewändern steht. Die Figur ist so weit weg, dass man schon daran glauben muss, das sie dort steht, zumindest wenn man nicht einen Feldstecher dabei hat. Naja aber jedem das seine, ich habe den Weg genossen und hatte viel Spaß bei den Abfahrten. Das Highlite von Talpa war allerdings eher die kühle Michelada (Bier mit Tomatensaft, klingt komisch ist aber so), die es direkt neben der Kirche zu kaufen gab.

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03 2012

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