Huastecas

Zu Ostern leert sich Guadalajara und es bleiben nur die verlassenen Straßen und Häuser zurück. Man kann dann durch die Straßen ziehen, ab und zu rollt ein vertrockneter Busch vom Wind getrieben über die Kreuzung und zu high noon tritt der Sherriff aus seiner Pforte. Währenddessen vergnügen sich die Bewohner der Stadt in Vallarta, Manzanilla, Huastecas, Yucatan oder anderen beliebten Touristenzielen des Landes. Ich entschied mich für Huastecas, nicht zuletzt weil Huastecas als das Outdooreldorado zählt. Der Lonley Planet schreibt dazu: „ Bei letzteren denkt man wahrscheinlich an Kanuten, die 20 m hohe Wasserfälle hinabstürzen, oder an Sportkletterer, die steile überhänge bezwingen.“ -Das fand ich hörte sich ja schon einmal sehr gut an. Leider ging es dann weiter- „Vielmehr handelt es sich in dieser Region bei „ …“ deportes extremos im Prinzip um alle naturnahen Aktivitäten, …“. Und so war es auch, weniger extrem dafür aber sehr schön.

Am Mittwoch-Abend machten Viri und ich uns auf den weg, es lagen 11 h Autofahrt vor uns die teilweise durch enge Serpentinenstraßen führten. Unser erstes Ziel auf der Reise war Xilitla in diesem kleinen Dorf hat sich Edward James, ein britischer Multimillionär, verewigt. Los Posos ist sein Surrealistischer Skulpturenpark, den er in die Tropische Landschaft bauen ließ. Man tritt durch ein Gebäude, oder sagen wir besser durch eine Skulptur, denn das Gebäude hat keinerlei Funktion, auf das Gelände. Hier kann man nun einen ganzen Tag im Dschungel verbringen und immer neue Dinge entdecken. Mal fühlt man sich in Peter Pans Baumhauslandschaft mal in einem Bild von Salvador Dali, unsicher ob die Treppe die man gerade hinaufsteigt nicht vielleicht einfach im nichts endet.

El Sotano de las Huahuas und Sotano de las Golondrinas sind nicht wie es der Name vermuten lässt dunkle Kellergewölbe, sondern vielmehr natürliche, nach oben offene Höhlen die von unzähligen Vögeln behaust werden. Ein sehr schöner Ort um einfach mal die Seele baumeln zu lassen den Vögeln zuzuhören und in die Tiefe zu schauen. Zumindest im Sotano de las Huahuas, dem kleineren der beiden. Hier verhindert der etwas anstrengendere Anstieg, dass große Menschenmengen am Rand der Höhle Stehen, so dass außer mir nur ein Parkwächter und Viri den Vögeln lauschten und beim fliegen zusahen.

Von den Höhlen wollten wir direkt durch die Berge weiter nach Tambaque fahren. Doch die Straßen wurden immer abenteuerlicher und endeten nachher in Geröllpisten für die, der kleine Jaris, mit dem wir unterwegs waren, nur bedingt geeignet war. Wir hatten schon aufgegeben und waren wieder auf dem Rückweg da knallte es mächtig. Bei einer schnellen Inspektion des Wagens war schnell die Ursache gefunden. Im linken Vorderreifen befand sich ein ca. 10 cm langer Riss. Zum Glück hatten wir ein Reserverad, was uns zumindest für den Weg zurück zur Straße und für den nächsten Tag dienen sollte, allerdings glich dieses eher dem Laufrad eines Fahrrades und sorgte nicht für sonderlich viel Traktion auf den Schotterpisten und Geröllwegen. Da der Reifen irreparabel geschädigt war sollte uns die Suche eines neuen später auch noch einige Stunden unseres Urlaubes kosten.

In Tambaque campierten wir direkt am Fluss, wenige hundert Meter unterhalb der Quelle. Der Fluss dient hier als natürliches Schwimmbad, welches bei unserer Ankunft gut gefüllt war. Duzende Mexikanische Familien die sich, in bunte, aufblasbare Gummitieren gekleidet, über das kühle Nass erfreuten, bunte Stände die Kunsthandwerk anpriesen und riesige Pickups – deren reifen die Geröllpiste wahrscheinlich ausgehalten hätten- aus denen schallend laut Mexikanische Volksmusik dröhnte, empfingen uns. Wir stellten unser Zelt ein wenig abseits auf, tauschten den Fahrradreifen mit einem der hinteren Reifen (damit er nicht mehr auf der Antriebsachse lief), gingen kurz ins Wasser um uns den Schweiß und Staub der Straße vom Körper zu waschen und genossen dann die kulinarische Infrastruktur dieses Ortes. Nach 2 Micheladas* und einem guten Essen vielen wir dann auf unsere Schlafsäcke (in den Schlafsäcken hält man es bei den Temperaturen dort nicht aus) und schliefen schnell ein. Wir schliefen tief und fest, bis uns das Gewitter weckte: Wind riss an unserem Zelt, der Regen prasselte auf die Zeltplane und teilweise auch in das Zelt hinein. Zum Glück war die Nässe im Zelt angesichts der Temperaturen noch gut zu akzeptieren.

Der Wasserfall von Tamul, war obwohl er, im Gegensatz zu uns, an diesem regnerischen Morgen, trocken war ein krönender Abschluss unserer Reise. In einem Boot paddelt man ca. 1h bis zum Wasserfall. Dabei passiert man eine großartige Landschaft aus obskuren Stein-Formationen und kleineren Wasserfällen die den Fluss speisen. Endlich konnte ich mal wieder ein Paddel in die Hand nehmen, auch wenn es nur ein Stechpaddel war und das Boot ein absolut kenter sicherer langsamer Holz-Kahn war, so ließ es doch wieder etwas in mir aufflammen. Sind in Guadalajara klettern und mountenbiken mein Methadon, fiel es mir in Huastecas doch schwer an dem einen oder anderen Wildbach einfach vorbei zu fahren.

Den Rückweg nach Guadalajara absolvierten wir ohne weitere Reifenplatzer oder andere Komplikationen. Dabei machten wir noch einen Zwischenstopp in San Luis Potosi, einem kleinen aber sehr schönen kolonialistischen. Hier schlenderten wir ein wenig durch die Gassen. Machten an ein oder zwei Kaffees halt und genossen die letzten sonnenstrahlen des Tages bevor wir wieder den Rückweg in den Alltag nach Guadalajara antraten.

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04 2012

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